Advents Kalender
 2. Dezember
 
 
 

 

 

 

 

Das goldene Rössel

Das dünne Tierlein erbarmte den Kindern, sie krochen aufs Dach, rissen das Stroh unter dem Schnee hervor und boten es freundlich dem Rössel, es möge es sich wohl behagen lassen. Und es letzte sich daran und frass sich immer runder und strammer und je mehr die Kinder ihm reichten umso besser mundete es ihm, bis auf einmal das ganze Dach abgedeckt war und die Sterne in die Stube hinunterleuchteten.

Da erschraken die siebzehn Kinder  und wurden traurig und fürchteten, Vater und Mutter würden sich grämen und greinen, wenn sie heimkämen und die Hütte dachlos fänden, so dass Schnee und Regen hineinfallen konnten.

Der Schimmel war aber nun satt und kugelrund, und er trabte in hohen Sprüngen davon, hob sich in die Lüfte, wieherte, als wittere er den himmlischen Stall, und tauchte zwischen den Sternen unter.

Da meinten die Kinder, ein Traum habe mit ihnen gespielt. Doch war die Fährte des Rössels tief in den Schnee gestochen, und als die Kinder in wundersamer Scheu näher traten, sahen sie es seltsam auf dem Grunde einer jeden Spur funkeln. Siebzehn Schritte hatte das Rössel getan, und in jeder Spur lag jetzt ein schweres goldenes Hufeisen.

Über all die Berge klangen die Glocken der Weihnacht und über den Himmel flog es silbern leuchtend wie ein Abschimmer von des Herrgotts weissem Bart.

 

Hans Watzlik

 

 

 

 

 

 

         
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