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Der Schutzengel |
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Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen, wenn ich erwachte in der Nacht und rief: Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namen ist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief.
Du bist der Schatten, drin ich still entschlief, und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, - du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen, der dich ergänzt in glänzendem Relief. Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen. Du bist der Anfang, der sich gross ergiesst, ich bin das langsame und bange Ahnen, das deine Schönheit scheu beschliesst.
Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen, wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschien und wie Verlorengehen und Entfliehn, - da hobst du mich aus Herzensfinsternissen und wolltest mich auf allen Türmen hissen wie Scharlachfahnen und wie Draperien
Du: der von Wundern redet wie vom Wissen und von den Menschen wie von Melodien und von den Rosen: von Ereignissen, die flammend sich in deinem Blick vollziehen, - du Seliger, wann nennst du einmal ihn, aus dessen siebtem und letztem Tage noch immer Glanz auf deinen Flügelschlage verloren liegt... Befiehlst du, dass ich frage? Rainer Maria Rilke |
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