oh Jesulein zart

   
   

 

   
  Weihnachtsabend  
         
   

   
         
   

   
         
   

   
         
   

Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,

der Kinder denkend, die ich liess zu Haus.

Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl

der Kinderjubel und des Marktes Gebraus.

 

Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,

drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:

"Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt

feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.

 

Ich schrak empor, und beim Laternenschein

sah ich ein bleiches Kinderangesicht;

wes Alters und Geschlechts es mochte sein,

erkannt ich im Vorübertreiben nicht.

 

Nur von dem Treppenstein, darauf es sass,

noch immer hört ich, mühsam, wie es schien:

"Kauft, lieber Herr!" den Ruf ohn Unterlass;

doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehen.

 

Und ich? - War's Ungeschick, war es die Scham,

am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?

Eh meine Hand zu meiner Börse kam,

verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.

 

Doch als ich endlich war mit mir allein

erfasste mich die Angst im Herzen so,

als säss mein eigen Kind auf jenem Stein

und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.

 
   
   

Th. Storm

   
         
       
         
         
 

Märchenübersicht

nignegnocheins.jpg (3480 Byte)

noch eins...

Zur Weihnachtsseite

Home

 
                
         
   

   
       
         
   

 Schreib' doch dem Weihnachtsmann eine Mail!!!