Der standhafte Zinnsoldat

2. Teil

 

Als es Abend wurde, kamen alle die Zinnsoldaten in ihre Schachtel und die Leute im Hause gingen zu Bette. Nun fing das Spielzeug an zu spielen; die Zinnsoldaten rasselten in der Schachtel, denn sie wollten mit dabei sein, aber sie konnten den Deckel nicht anheben. Der Nussknacker schoss Purzelbäume und der Griffel belustigte sich auf der Tafel; es war ein Lärm dass der Kanarienvogel davon erwachte und anfing mitzusprechen uns zwar in Versen.

Die beiden einzigen, die ich nicht von der Stelle bewegten, waren der Zinnsoldat und die Tänzerin; sie hielt sich gerade auf der Zehenspitze und beide Arme ausgestreckt; er war ebenso standhaft auf seinem einen Bein; seine Augen wandte er keinen Augenblick von ihr ab.

Nun schlug die Uhr Mitternacht - und klatsch! da sprang der Deckel von der Schnupftabaksdose, aber da war kein Schnupftabak drin, nein, sondern ein kleiner schwarzer Kobold. Das war ein Kunststück.

"Zinnsoldat", sagte der Kobold, "halte Deine Augen im Zaum!"

Aber der Zinnsoldat tat, als ob er nichts hörte.

"Ja, warte nur bis morgen!" sagte der Kobold.

Als es Morgen wurde und die Kinder aufstanden, wurden die Zinnsoldaten in das Fenster gestellt, und war es nun der Kobold oder der Zugwind, auf einmal flog das Fenster auf und der Soldat stürzte drei Stockwerke hoch hinunter. Das war eine erschreckliche Fahrt Er streckte das Bein gerade in die Höhe und blieb auf dem Tschako mit dem Bajonnet abwärts zwischen den Pflastersteinen stecken.

Das Dienstmädchen und der kleine Knabe kamen sogleich hinunter, um nach ihm zu suchen und obgleich sie nahe dran waren auf ihn zu treten, so konnten sie ihn doch nicht erblicken.

Hätte der Zinnsoldat gerufen: Hier bin ich! so hätten sie ihn wohl gefunden, aber er fand es nicht passend, laut zu schreien, weil in Uniform war.

Nun fing es an zu regnen; die Tropfen fielen immer dichter, es ward ein ordentlicher Platzregen; als derselbe zu Ende war, kamen zwei Strassenjungen vorbei.

"Siehst Du!"  sagte der eine "da liegt ein Zinnsoldat! Der soll hinaus und segeln!"

Sie machten ein Boot aus einer Zeitung, setzten den Soldat mitten in dasselbe und nun segelte er den Rinnstein hinunter; beide Knaben liefen nebenher und klatschten in die Hände. Was schlugen da für Wellen in dem Rinnstein und welcher Strom war da! Ja, der Regen hatte aber auch geströmt. Das Papierboot schaukelte auf und nieder, mitunter drehte es sich so geschwind, dass der Zinnsoldat bebte; aber er blieb standhaft, verzog keine Miene, sah gerade aus und hielt das Gewehr im Arm.

...auf der nächsten Seite kannst Du erfahren wie es dem Soldaten weiter erging.

 

 

 

         
  nigneghome.jpg (3005 Byte)

zurück zum Weihnachtsteller

 

weiter zum 3. Teil

 

Weihnachtsübersicht